Kunst und Kutur

Kultur(Banause)

Die Kehrseite der Medaille

Date: Februar 7, 2016Author: Veronique PrauseCategories: Allgemein, Kultur(Banause), RezensionComments: Leave a reply

Höher, schneller, weiter. Bloß keine Schwäche zeigen, wenn im Scheinwerferlicht alle Augen auf einen gerichtet sind. Die deutschen Fußballer sind Weltmeister, die Handballer gerade Europameister geworden. Wir lassen uns mitreißen von der Euphorie, die die Teams entfachen. Feiern ihre Erfolge und meinen, die Sportler zu kennen. Doch es ist nicht immer alles Gold, das glänzt. Den harten, steinigen Weg ins Licht sehen wir nicht. Von all den Entbehrungen, welche die Athleten auf sich nehmen, haben wir nur ein vages Bild. Häufig erfahren wir erst dann davon, wenn die Karriere längst beendet ist.

Robert Enke, Sebastian Deisler oder Sven Hannawald: die Liste von Profisportlern, die auch durch den Spitzensport in Depression und Burn-out getrieben worden sind, ließe sich beliebig verlängern. So auch um den Namen Ariella Kaeslin, ehemalige Schweizer Nationalturnerin. Im Sommer 2011 hat sie dem Spitzensport den Rücken gekehrt. Bis dahin feierten die Medien ihre Erfolge. Europameisterin am Sprung, ihrem Paradegerät. 2009 holte Ariella bei den Weltmeisterschaften in London die Silbermedaille, ebenfalls am Sprung. Im Olympischen Sprungfinale belegte sie den fünften Platz. Ariella stand im Rampenlicht und keiner sah, wie sie litt.

Vier Jahre nach ihrem Rücktritt bricht sie das Schweigen. Gemeinsam mit den Autoren Christof Gertsch und Benjamin Steffen gewährt Ariella in ihrem Buch „Leiden im Licht – Die wahre Geschichte einer Turnerin“ einen Blick hinter die Kulissen. Wir sehen den Trainingsalltag, der bereits in der frühen Kindheit perfekt durchgetaktet ist. Merken, was sie alles für ihren Traum von den Olympischen Spielen aufgibt und investiert. Sind bisweilen geschockt vom rauen Umgangston, der im Schweizer Leistungszentrum in Magglingen zeitweise an den Tag gelegt wurde. Immer besser als die anderen sein, es sich selbst und dem Trainer beweisen. Stark sein, Erfolge feiern – bis der Körper kapituliert. Schonungslos deckt sie auf, was es heißt Profiturnerin zu sein und im Rampenlicht zu stehen. Denn jede Medaille hat zwei Seiten.

Text und Bild: Veronique Prause

Auf den Spuren des Pharao

Date: August 30, 2015Author: Veronique PrauseCategories: Allgemein, Global vercatert, Kultur(Banause)Comments: Leave a reply

Über eine spannende Zeitreise ins antike Ägypten

1332 vor Christus bestieg Tutanchamun mit neun Jahren den Thron, um Ägypten zu regieren. Ihm waren allerdings nur neun Jahre als Pharao vergönnt, ehe er unter mysteriösen Umständen plötzlich starb. Danach geriet der junge König in Vergessenheit, bis der britische Archäologe Howard Carter 1922 sein fast vollständig erhaltenes Grab im Tal der Könige fand und Tutanchamun zur Berühmtheit machte. Die Ausstellung „Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze“ entführt die Besucher in die Zeit der Pharaonen und vermittelt eindrucksvoll die Entdeckung Carters in seiner originalen Fundsituation.Howard Carter war überzeugt davon, auf der richtigen Spur zu sein. Seit er von jenem vergessenen Pharao Tutanchamun gehört hatte, spürte er den Drang dieses Grab im Tal der Könige zu entdecken – auch wenn es als archäologisch als ausgeschöpft galt. Ab 1917 finanzierte Lord Carnavon dieses Projekt zunächst vier Jahre vergeblich. In der letzten Grabungssaison gelang Carter schließlich der Sensationsfund: Er fand das versiegelte Grab des Pharaos. Durch den verschütteten Zugang hatten auch Grabräuber es noch nicht entdeckt und seiner Schätze beraubt.

Vorkammer und Schatzkammer sind durch die zahlreichen Grabbeigaben regelrecht überladen: Kisten mit Kleidern, Betten mit Nilpferd-, Kuh- und Löwengesichtern, Vorratsgefäße, Teile von Streitwagen, Schilder, Statuen, Schmuck und vieles mehr. Die lebensgroßen Wächterstatuen stehen direkt am Eingang der Sargkammer und bewachen diese. In der 6,40 x 4 m kleinen Grabkammer, die größentechnisch keinem Königsgrab gerecht wird, finden sich vier riesige ineinander geschachtelte Schreine. Sie beherbergen den Sarkopharg des Pharao. Der innerste der drei Särge ist aus massivem Gold gefertigt und wiegt 110,4 kg. Die wohl bekannteste Grabbeigabe ist die goldene Totenmaske, welche Kopf, Schultern und Brust bedeckte.raußen gehen. Und leider steht das Zelt nur ein paar Tage.

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    Warum geriet Tutanchamun, dessen Grab reicher ausgestattet war als das des bedeutenden Pharaos Cheops, in Vergessenheit? Der Grund liegt noch in der Herrschaftszeit seines Vaters Echnaton. Dieser brach abrupt mit den Traditionen, etablierte mit Aton einen neuen Hauptgott und damit eine andere Weltanschauung. Nach Echnatons Tod wandte Tutanchamun sich wieder den alten Traditionen zu, ließ die durch Echnaton zerstörten Tempel wieder aufbauen und huldigte den alten Göttern wieder. Dennoch war der Hass auf den Bruch Echnatons mit den Traditionen so groß, dass nach Tutanchamuns Tod auch sein Name und der seines Nachfolgers Eje in den Königslisten gestrichen und an den Monumenten ausgemeißelt wurde. Die Erinnerung an diese Zeit sollte so ein für allemal ausgelöscht werden. Vermutlich wäre der junge Pharao tatsächlich von der Geschichte vergessen worden, hätte Howard Carter das Grab nicht entdeckt. So ist Tutanchamun heute einer der berühmtesten Pharaonen – nicht nur weil sein Grabschatz mit der Goldmaske so faszinierend funkelt, sondern weil die Rätsel um seinen Tod und seine Mutter nicht endgültig gelöst sind. Willkommen im Reich der Mythen und Spekulationen.

    Weitere Infos zur Ausstellung gibt es hier

    Text und Bilder von Veronique Prause

    Amors verlängerter Pfeil in Form der Zauberblume

    Date: Juni 21, 2015Author: Veronique PrauseCategories: Allgemein, Kultur(Banause), Kunst und Krempel, MeinungComments: Leave a reply

    Eindrücke zur Premierenvorstellung „Ein Sommernachtstraum“ im Stadttheater Passau

    Am 20. Juni feierte das Stück „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare seine Premiere im Passauer Stadttheater. Die deutsche Übersetzung der Komödie stammt von Oliver Heinz Karbus. Er entschied sich für eine eigene, neue Übersetzung der englischen Originaltexte. Mit dem Entschluss die adligen Protagonisten im Versmaß und die Handwerker Prosa sprechen zu lassen, kreierte er eine abwechslungsreiche Komposition. Die Texte wirken frisch und nicht verstaubt, wie man es bei einem Stück, das um 1595 entstand und uraufgeführt wurde, meinen könnte. Karbus’ Anliegen war es, Shakespeares Texte an die heutige Zeit anzupassen und mit heute geläufigen Bildern zu versehen. Eine gelungene Idee, die sich in der Inszenierung perfekt entfalten konnte.

    Die Handlung der Komödie kann verwirren, so dass es ratsam ist, sich den Inhalt des Stücks vor der Vorstellung zu Gemüte zu führen. Shakespeare verwebt in seinem Werk vier verschiedene Handlungsstränge miteinander:

    • Die bevorstehende Hochzeit von Athens Herzog Theseus mit der Amazonenkönigin Hippolyta
    • Die ins Wanken geratene Welt der vier jungen Liebenden Hermia und Lysander & Helena und Demetrius
    • Das Reich der Elfen und Feen, das von einem Streit des Königspaares Oberon und Titania überschattet wird
    • Die Gruppe von Athener Handwerkern, die die Tragödie Pyramus und Thisbe für die Hochzeitsfeierlichkeiten von Theseus und Hippolyta einstudieren

    Das Drama hat seinen Ursprung in der Konstellation der vier jungen Athener. Hermia liebt Lysander, daher will sie nicht, wie von ihrem Vater bestimmt, Demetrius heiraten. Um der Hochzeit mit ihm zu entgehen, fliehen die Hermia und Lysander in den Wald. Helena und Demetrius folgen ihnen. Er weil das Recht auf seiner Seite steht, sie weil ihre Liebe zu Demetrius ihr keine Ruhe lässt, obwohl dieser sie nicht beachtet. Elfenkönig Oberon will mit Hilfe der Zauberblume und seinem Diener Puck die Liebespaare endgültig zusammenführen. Die Zauberblume, quasi Amors verlängerter Pfeil, sorgt mit ihrer Kraft dafür, dass die Liebe dem Wesen gilt, das nach dem Aufwachen als erstes erblickt wird. Allerdings verwechselt Puck die beiden jungen Männer und das Chaos nimmt seinen Lauf. Da Lysander Helena als erstes erblickt, gilt seine Liebe nun ihr und nicht mehr Hermia. Hermia steht zeitweise alleine da, denn Demetrius liebt durch den Zauber der Blume nicht mehr sie sondern ebenfalls Helena. Während die beiden Männer um Helena buhlen und sich dabei durch den Wald jagen, trifft die Handwerkergruppe für ihre Theaterproben ebenfalls auf der Lichtung im Wald ein. Auch hier kann Puck sich nicht zurückhalten und stiftet Unruhe und Verwirrung. Kurzerhand wird einem der Handwerker ein Eselskopf angezaubert, woraufhin die restliche Gruppe die Flucht ergreift. Da auch Elfenkönigin Titania im Schlaf von Oberon mit dem Saft der Blume beträufelt wurde, gilt ihre Liebe nun dem Esel, den sie nach dem Aufwachen erblickt. Das Chaos endet erst, als der dämmernde Morgen den Zauber dieser Sommernacht verschwinden lässt. Das Stück endet mit der gelungenen Aufführung der Handwerker zu den Hochzeitsfeierlichkeiten von Theseus und Hippolyta. Die frisch getrauten Paare Hermia und Lysander & Helena und Demetrius nehmen ebenfalls an der Feier teil.

    Die Inszenierung wirkt in Kombination mit den gelungenen Texten kurzweilig, abwechslungsreich und sehr erfrischend. Dennoch regt das Stück bei genauerer Betrachtung zum Nachdenken an. Einerseits hat die Komposition zauberhafte, mystische Seiten, die Sehnsüchte zeigen, die über das Verlangen hinausgehen. Andererseits sind die Schattenseiten nicht zu ignorieren: Die Auswechselbarkeit und Manipulierbarkeit der Liebespartner, wenn die Liebe durch die Blume so stark wird, dass sie blind macht. Dann sind die Menschen nicht mehr in der Lage klar zu denken und rational zu handeln. Die Inszenierung vereint beide Seiten auf eindrückliche Weise miteinander.

    Generell lässt sich diese Interpretation des Sommernachtstraums nur empfehlen. Auch wenn es im Vorfeld der Premiere den krankheitsbedingten Ausfall einer Schauspielerin zu beklagen gab, konnte dies durch einen kurzfristig rekrutierten Ersatz problemlos aufgefangen werden. Gemessen am Applaus der Premierenvorstellung scheint Judith Keller ihre Rolle als „Ersatz-Puck“ im Vergleich zu den restlichen Rollen wohl am Besten interpretiert zu haben.

    Text: Veronique Prause
    Bilder: Pressefotos zur Verfügung gestellt durch das Landestheater Niederbayern

    Die Narren sind los: Buntes Treiben im Hochrheingebiet und der Schweiz

    Date: März 1, 2015Author: Veronique PrauseCategories: Allgemein, Kultur(Banause)Comments: Leave a reply

    Fasnacht ist zwar leider schon wieder vorbei, dennoch habe ich heute noch die letzten Konfettireste aus sämtlichen Hosentaschen hervorgezaubert. Das Konfetti bekommt nun einen Ehrenplatz in meinem Zimmer als Erinnerung an die schönste Zeit im Jahr und meinen Ausflug in die schwäbisch-alemannische Fasnacht in meinem Heimatort Rheinfelden.
    Die Fasnacht am Hochrhein und den angrenzenden Gebieten in der Schweiz ist mit der in Bayern oder Köln und Mainz nicht vergleichbar. Das fängt schon bei der Wortwahl an: Fasching in Bayern, Karneval in Köln und Mainz. Da jede Region andere Traditionen hat, wird auch vor Beginn der Fastenzeit überall anderes gefeiert. Während in den genannten Karnevalshochburgen Prunksitzungen und große Rosenmontagszüge mit den Helau und Alaaf-Rufen bekannt sind, ist die schwäbisch-alemannische Fasnacht von Narrentreffen, Guggenmusiken und Konfetti geprägt. Jedes Jahr darf ein Ort das große Narrentreffen der Vereinigung Hochrheinischer Narrenzünfte ausrichten. In diesem Jahr fand das Treffen in Karsau, einem Ortsteil Rheinfeldens, statt.

    Knapp 2.500 Hästräger haben an dem gut zwei Stunden dauernden Umzug teilgenommen, und mit ihren Narri-Ausrufen von den Zuschauern stets das erwartete Narro zur Antwort bekommen. Nicht ganz so oft vertreten, aber dennoch beliebt ist der Ruf „Narro am Rhy – Mir sin deby“. Bei den verschiedenen Cliquen konnte ich mich nie für ein besonders gelungenes Häs – wie die Verkleidung der Narren genannt wird – entscheiden. Ich schoss ein Foto nach dem anderen, da jede Maske ein absolutes Unikat war. Großen Spaß machte es den Narren immer wieder vorzugsweise junge Mädchen zu schnappen und in eigens angefertigten Konfettiwannen gründlich mit den bunten Papierschnipseln zu versorgen. Während die älteren Zuschauer das Konfetti abbekamen, gab es für die Kinder Süßigkeiten ohne Ende.

    Selbstverständlich waren bei dem Narrentreffen auch zahlreiche Guggenmusiken vertreten – sie sind schließlich ein unverzichtbarer Bestandteil der schwäbisch-alemannischen und der Schweizer Fasnacht.

    Die von den Cliquen gespielte Musik lässt sich am ehesten mit stark rhythmisch unterlegter und auf eigene sehr schräg beziehungsweise falsch gespielter Blasmusik beschreiben. Neben den traditionellen Instrumenten wie Trompete, Tuba, Posaune und dem Schlagwerk können auch sämtliche andere Instrumente in einer Guggenmusik vertreten sein – so hat jede der Gruppen einen individuellen Sound. Während die einen mehr Wert auf die Blechbläser legen, sind für andere Trommeln in den verschiedensten Varianten unverzichtbar. Gespielt werden oft Volkslieder oder bekannte Popsongs wie Umbrella von Rihanna, Angels und let me entertain you von Robbie Williams oder I knew you were trouble von Taylor Swift. Beim ersten Hören klingt es vielleicht ein bisschen ungewohnt, doch spätestens am Refrain sollten die Songs zu erkennen sein. Ihren Ursprung hat die Guggenmusik wie so viele Fasnachtstraditionen im Brauchtum, um die Wintergeister endgültig zu vertreiben.

    Seit 14 Jahren treffen sich im südbadischen Lörrach regelmäßig zahlreiche Guggenmusiken aus Deutschland und der Schweiz bei der Migros Gugge Explosion auf dem Marktplatz. Der Unterschied zwischen den Ländern ist für mich persönlich schon beim ersten Hinsehen auffallend: Die Schweizer Kostüme stechen durch knallige Farben, modernes Design und aufwändig geschminkte Gesichter aus der Masse hervor. Ganz abgesehen davon ist es auch die musikalische Raffinesse der spezialisierten Guggenmusiken, die sie von den deutschen Pendants unterscheidet.

    Den ersten Auftritt der Geschichte hatte die Guggenmusik 1874 beim Basler Morgenstraich. Seither hat sich die Musik immer weiter entwickelt. Wer nun neugierig geworden ist und sich nicht zwischen einem Ausflug in die schwäbisch-alemannische Fasnacht und dem Basler Morgenstraich entscheiden will, kann beruhigt sein – die Basler Fasnacht wird stets am Montag nach dem Aschermittwoch mit dem Morgenstraich um vier Uhr morgens eingeläutet. Zu nächsten Fasnacht geht es an den Morgenstraich oder in die Konfettiwanne, vielleicht auch beides.

    Text und Bilder von Veronique Prause

    Schwamm drüber

    Date: Februar 14, 2015Author: Veronique PrauseCategories: Kultur(Banause)Comments: Leave a reply

    „Der Bettelstudent“ feiert Premiere im Opernhaus Passau

    Schon Wochen vorher stand die allseits bekannte Frage „Was soll ich bloß anziehen?“ im Raum. Nein, es ging nicht darum, wie herausgeputzt so mancher Student zur Vorlesung erschien, sondern um den ersten Besuch im frisch sanierten Passauer Opernhaus. Der zurückgekehrte Winter machte die Kleiderfrage für die Damen nicht gerade leichter – er verkomplizierte das Ganze um ein vielfaches. Schlussendlich kreuzten wir mit unseren Abendkleidern und dicken Winterstiefeln, welche im Warmen sofort gegen theathertaugliche High Heels ausgetauscht wurden, vor dem Theater auf. Vor der Vorstellung trafen wir auf ein paar bekannte Gesichter – sind die Studenten etwa doch nicht solche Kulturbanausen wie ich immer dachte? Die restliche Zeit reichte gerade noch aus, um zu den Plätzen zu stöckeln und die Infobroschüre kurz zu überfliegen.
    Dann ging es auch schon los. Die Handlung des Stücks nur grob im Kopf, lehnte ich mich zurück – ich wollte meine erste Operette einfach mal auf mich wirken lassen. Die erste Lehre zog ich relativ schnell, indem ich in der Pause die Infobroschüre genauer studierte. So konnte ich der Handlung zumindest nach der Pause besser folgen und saß nicht gänzlich verwirrt da, was denn gerade auf der Bühne passierte. Am irritierendsten war jedoch das Spiel der Identitäten innerhalb des Stücks.

    Symon und Jan im Gefängnis

    Da gab es zu Beginn den inhaftierten Bettelstudenten Symon, der für eine Intrige von Oberst Ollendorf zum Millionär und freien Mann Fürst Wybicki wurde. Als dieser eroberte er das Herz der polnischen Komptesse Laura Nowalska, die ihn später auch als mittellosen Studenten liebte. Die Blamage für die Adelsfamilie, vor allem für Lauras Mutter die Gräfin, war recht groß. Die adlige Komptesse und der Bettelstudent – eine gegensätzliche Verbindung, die jedoch viele Unterschiede verlor, wenn man wusste, dass die Adelsfamilie längst verarmt war.

    Später im Stück wurde Symon unwissentlich von seinem eigenen Kammerdiener Jan zu Herzog Adam gemacht – dem Staatsfeind Nummer eins der damaligen Zeit. Spätestens hier war die Verwirrung perfekt: ein Etikettenschwindel ohne Ende. Wer nun erwartet hatte, mit Symon den beliebtesten Akteur auf der Bühne vor sich zu haben, wurde enttäuscht. Publikumsliebling war Oberst Ollendorf, der Gouverneur von Krakau. Genau genommen nur folgerichtig, immerhin war er der Ausgangspunkt dieser äußerst verwirrenden Lügengeschichte.

    Wer einen Besuch dieser Operette plant, sollte sich allerdings die Handlung vor der Vorstellung zu Gemüte führen, andernfalls könnte dieser Abend in einem Rätselraten enden und dafür ist die Operette im Passauer Opernhaus sicher nicht gedacht.

    Text von Veronique Prause

    Es bleiben nur sechs Sekunden

    Date: Oktober 17, 2014Author: Veronique PrauseCategories: Kultur(Banause), RezensionComments: Leave a reply

    Einblicke in das Leben des ehemaligen Skispringers Sven Hannawald

    Dieser eine Sieg in Bischofshofen machte ihn zur Skisprung-Legende. Mit seinem Sprung, dessen Flugphase rund sechs Sekunden dauerte, sicherte sich Hannawald nicht nur den Tagessieg oder den Sieg der Vierschanzentournee 2002. Dieser erste Platz in Bischofshofen war sein vierter Sieg der laufenden Tournee – noch nie gab es einen Tourneegewinner, der alle vier Springen gewonnen hatte. Nun also Hannawald, der mehrfach fast aus dem Team geflogen wäre. Dieser Sensationstriumph löste den Hype um seine Person erst richtig aus.

    Knapp zweieinhalb Jahre später ließ er sich in eine Klinik einweisen: Diagnose Burn-out. Über drei Jahre kämpfte er sich danach in ein normales und geregeltes Leben zurück – abseits von Skisprungschanzen und Medienhype.

    In seiner Autobiographie „Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben“ schildert Hannawald seinen Weg zum Profisportler. Von den Anfängen in der Kindheit als Nordischer Kombinierer im Sportsystem der DDR hin zu seinem großen Ziel: Skispringer werden. Früh wurde sein Potenzial erkannt und in Trainingszentren gefördert – auch abseits von zu Hause. Bereits mit zwölf Jahren zog er ins Internat der Kinder- und Jugendsportschule Klingenthal. Der harte Neustart im Schwarzwald, der Trainingsalltag mit all seinen Facetten, die ersten Siege im Weltcup – all das hat Coautor Ulrich Pramann in ein spannendes Buch verpackt. Man mag es nicht mehr aus der Hand legen, wenn man einmal begonnen hat darin zu lesen. Das Werk wird durch Kommentare von ehemaligen Weggefährten wie Martin Schmitt, einstigen Trainern wie seinem Entdecker Erich Hilbig, dem Trainer der Klingenthaler Kinder- und Jugendsportschule Uwe Schuricht oder dem Heim- und späteren Bundestrainer Wolfgang Steiert sowie seiner Eltern aufgelockert. Das Kapitel seines Burn-outs – das zum Ende seiner Karriere als Skispringer führte – ist sehr eindrucksvoll geschrieben. Die Ängste & Sorgen wie es weiter gehen soll und schlussendlich der Schritt in die Öffentlichkeit – all diese Situationen lässt Hannawald wieder aufleben. Seine Therapeutin Nora Maasberg schildert in einem Interview die langwierige Genesung ihres prominenten Patienten.

    Heute hat Sven Hannawald sein Burn-out überwunden. Mit der Veröffentlichung dieses Buches tritt er erneut in seine Vorbildfunktion die er auch als Skispringer verkörperte. Er möchte mit diesem Buch Mut machen und Menschen die sich in einer ähnlichen Situation befinden animieren nicht aufzugeben sondern weiter zu kämpfen. Wer einmal hinter die Fassade des Sportstars blicken will hat mit dieser Autobiographie die richtige Wahl getroffen.

    Bild und Text von Veronique Prause

    Gelungene Premiere auf dem Marienplatz

    Date: Juli 22, 2014Author: Veronique PrauseCategories: Allgemein, Kommentare, Kultur(Banause), MeinungComments: Leave a reply

    Bastian Baker begeistert Zuschauer mit einem wundergeilen Konzert

    Nachdem Bastian Baker bereits im Oktober 2013 beim Coke Festival of Happiness in Berlin die Massen begeisterte, feierte er im Rahmen des Christopher-Street-Days 2014 am 20. Juli seine Premiere auf dem Münchner Marienplatz. Mit Sicherheit gewann er an diesem Abend viele neue Fans dazu.

    Da das Wetter an diesem Nachmittag in der Bayrischen Landeshauptstadt verrückt spielte, geriet der Zeitplan durcheinander so dass er mit seiner Band knapp 1,5 Stunden später als geplant die Bühne betrat. Doch das Warten auf den jungen Sänger aus Lausanne hat sich definitiv gelohnt. Mit im Gepäck hatte er sein Debütalbum „Tomorrow may not be better“, das seit dem 23. Mai in Deutschland erhältlich ist und in der Schweiz bereits 2011 veröffentlicht wurde.

    Neben rockigeren Songs wie „Tomorrow may not be better“, „79 Clinton Street“ oder „Dirty Thirty“ finden sich auch ruhigere Stücke wie „Give me your heart“ – das er ohne die Unterstützung seiner Band zum Besten gab – in seinem Repertoire. Nicht zu vergessen die Lieder „I’d sing for you“ oder „Follow the wind“ mit denen der charismatische Singer-Songwriter wohl so einige Herzen erobert hat. Selbstverständlich performte er auch „Lucky“ – mit diesem Song schaffte er den Durchbruch in der Schweiz. Diesmal verzichtete Bastian Baker jedoch darauf sich für einen seiner Songs Unterstützung einer Sängerin zu holen, um ihn als Duett zu präsentieren. Die eingängigen Melodien sind jedenfalls die ideale Begleitung für einen entspannten Abend mit Freunden.

    Man sieht, dass er Spaß daran hat auf der Bühne zu stehen und es genießt mit seinem Gitarristen Joris & dem Bassisten Chris sowie seinem Keyboarder Simon und Nathan am Schlagzeug die Songs zu performen. Bastian Baker versteht es sein Publikum zu unterhalten und zu animieren. Kreativität beweist er nicht nur in den Arrangements seiner Songs sondern auch anderweitig. So gesellt sich in die bekannte Reihe der Adverbien ‘wunderbar’ – ‘wundervoll’ – ‘wunderschön’ auch die Baker’sche Eigenkreation ‘wundergeil’.

    Stets findet die Karriere des 23 Jährigen neue Höhepunkte, nachdem er 2011 auf einer kleinen Bühne des Montreux Jazz Festivals auftrat. So wurde es ihm ermöglicht in der Musikwelt noch stärker Fuß zu fassen. 2014 sang er gemeinsam mit der späteren „The voice of Switzerland“ Siegerin Tiziana Gulino seinen Song „Follow the wind“. Im selben Jahr wurde er Coach bei „The voice of Belgium“. Auch in Frankreich erfreut er sich großer Beliebtheit, während er in Deutschland noch nicht so bekannt ist – was sich sicher schnell ändern wird. Die ausgewählten Highlights zeigen, dass es richtig war auf die Musik zu setzen und eine mögliche Karriere als Eishockey-Spieler auszuschlagen.

    Es hat sich definitiv gelohnt die 2,5 Stunden Anfahrt für ein sehr kurzweiliges Konzert von etwa einer dreiviertel Stunde in Kauf zu nehmen und nach dem Konzert zur S-Bahn und dem Hauptbahnhof zu sprinten um den allerletzten Zug nach Passau noch zu erwischen.

    Im Rahmen seiner Tour ist Bastian Baker am 27. November wieder in München zu Gast. Weitere Tourdaten, Infos und die Lyrics seiner Songs finden sich auf seiner Homepage www.bastianbaker.com

    Text und Bilder von Veronique Prause

    Fechten, bayerische Feiertage und zehn durchgeschwitzte T-Shirts

    Date: Dezember 5, 2012Author: adminCategories: Kultur(Banause)Comments: Leave a reply

    Oder: Die zweite Auflage des Events „Student vs. Dozent“ an der Universität Passau

    Am 03.12.2012 wurde in Passau zum zweiten Mal eine Show in Anlegung an die Sendung „Schlag den Raab“ mit 1000 begeisterten Zuschauern im Sportzentrum der Universität zelebriert.

    Nur dass hier anstatt des bekannten Moderators Stefan Raab der Sportdozent und Titelverteidiger des Vorjahres, Matthias Lehner, von einem Studenten der Uni Passau herausgefordert wurde und es 1000€ für den Studenten zu gewinnen gäbe. Der diesjährige, wagemutige  Kontrahent heißt Lukas Schnell, Sportstudent im ersten Semester, und kann sich zu Beginn der Veranstaltung in einem sportlichen Geräte-Parcours gegen seine fünf Kommilitonen durchsetzen und darf somit Lehner gegenüber treten.Wie auch Raabs Show zeichnet sich die Passauer Ausgabe durch abwechslungsreiche Disziplinen aus – über Geschicklichkeit, Sport und Ausdauer sowie Allgemeinwissen ist alles vertreten.

    Verantwortlich für die gelungene Auswahl an Wettkampfkategorien sind einige Sportstudenten. Letztere haben zudem den gesamten Rahmen der Veranstaltung organisiert: es gibt eine Bar und Snacks, Sponsoren zur Unterstützung, eine Bühne, eine Interview-Ecke mit einem weiteren Moderator und eine zusätzliche Leinwand im Geräteraum aufgrund des hohen Andrangs.

    Selbst die Sanitäter sind vor Ort, falls doch etwas schief gehen sollte. Dazu unterhält in den Pausen ein witziger und talentierter Beatboxer in Begleitung eines Breakdancers das Publikum. Insgesamt kommt das Event „Student vs. Dozent“ – zum Erstaunen einiger der anwesenden Studenten – sehr professionell und durchstrukturiert daher. Die Omnipräsenz der Kameras und die Ausstrahlung über einen Live Stream im Internet unterstützen diesen Eindruck noch.

    Richtig los geht die Show mit einer vermeintlich einfachen Disziplin, dem sogenannten „Knöpfchen drücken“, wobei an einem kleinen Gerät zwei

    Minuten lang so oft wie möglich mit dem Daumen der kleine Knopf malträtiert werden muss – ohne Handwechsel versteht sich.

    Die ersten Schweißperlen rinnen den beiden Kontrahenten die Stirn herunter, doch etwa 600 Knopfdrücke später haben sie die erste Hürde bewältigt. Lehner gewinnt das Spiel knapp. Obwohl er sich anschließend unablässig seinen verkrampften Arm massieren muss, kann er sich auch in der darauffolgenden Kategorie „Gesichter raten“ durchsetzen. Es steht nun 3:0, denn es gibt genau wie in Raabs Show pro Runde immer entsprechend mehr Punkte. Die nächsten beiden Wettkämpfe sind recht unterhaltsam für das Publikum. Zunächst müssen auf schwarzroten Bobbycar-Verschnitten möglichst viele Runden gedreht werden- das Rennen entscheidet Lehner für sich, während dem armen Lukas wohl seine langen Beine im Weg sind. Danach heißt es mit einem ferngesteuerten Minihelikopter Wattebäusche von Bar-Tischen zu fegen, ohne dabei jedoch den Helikopter total zu zerlegen. Diesmal kann Lukas überzeugen und heimst seine ersten vier Punkte ein.

    Nach einem kurzen Interview mit dem studentischen Herausforderer des Vorjahres, geht es weiter mit Autokennzeichen raten (Lukas gewinnt), Indoor-Rowing (Lehner rudert fast auf Weltmeisterniveau dem Sportstudenten weg) und einer Konzentrationsübung, die darin besteht, das Alphabet rückwärts und fehlerfrei aufzusagen. In 43 Sekunden macht Lukas dies beeindruckend schnell und klettert in der folgenden Runde blitzschnell bis an die Turnhallendecke – er trägt wohl mit Recht seinen Nachnamen.

    Allerdings hängt er danach nicht nur in den Kletterseilen, sondern muss sich Lehner auch beim Fechten geschlagen geben und beim Einschätzen von Personen aus dem Publikum: „Hattest du mal eine Zahnspange“, „Hast du rasierte Beine“, „Gewinnt Lehner“, zieht er leider auch den Kürzeren. So schmilzt sein Vorsprung von 24:12 dahin und Lehner geht nach der zehnten Runde mit 31:24 wieder in Führung. In der elften Runde geht es dann im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst.

    Tatsächlich erhält jeder Kandidat eine große Wurst, von der er Stücke abschneiden muss, die in fünf Runden schwerer sein müssen als die des Gegners. Aufgemuntert vom Kommentar des Moderators: „Kommt jetzt wurschtelt euch durch“ schneidet Lukas zielstrebig seine Wurst klein, während Lehner lange über jeden Schnitt nachzugrübeln scheint.

    Seine Wurst-Taktik geht auf und er siegt. Auch das anschließende Durchsägen eines Baumstammes absolviert der Dozent schneller als sein junger Herausforderer, sodass das nun angesetzte dreizehnte Spiel bereits zum Matchballspiel wird. Zum wiederholten Male wird ein frisches T-Shirt angezogen und dann geht es um Alles im Spiel „Wer weiß mehr“ –  seien es die Titel von Harry Potter-Büchern (hier hat Lehner mit seiner Idee „Die Rückkehr Voldemords“ die Lacher auf seiner Seite) oder bayerische Feiertage. Es bleibt spannend und das Publikum ermuntert Lukas durch Zurufe. Leider brechen ihm aber besagte bayerische Feiertage  schließlich das Genick, denn er muss passen und verhilft damit Matthias Lehner zum Sieg.

    Alles in allem war „Student vs. Dozent“ auf  jeden Fall eine sehr gelungene Veranstaltung. Lehner warb dafür, im nächsten Jahr andere Dozenten an seiner statt zu finden, damit sich das Event langfristig an der Uni etablieren könne. Die Moderation wirkte teilweise zwar etwas nervös und wiederholend, aber insgesamt dennoch sehr gelungen.

    Durch die Schwenks zur Interview-Ecke mit dem zweiten Moderator kam Abwechslung ins Programm, ebenso durch die Beatbox- und Breakdance-Künstler, die für gute Stimmung sorgten.

    Dass Dozenten sich auf so eine Art den Studenten annähern, scheint, nach dem zahlreich erschienenen Publikum zu urteilen, anzukommen. Wie schon bei „Profs legen auf“ gefällt es einfach, dass Dozenten einfach mal menschlicher wirken, in die Studentengemeinschaft integriert sind und mit ihr zusammenarbeiten. Die Show macht Lust auf mehr.Fotos: R.Hennings

    Eine Nacht mit Obama, Romney und viel zu vielen Menschen

    Date: November 8, 2012Author:

    adminCategories: Kultur(Banause)Comments: Leave a reply

    Obama vs. Romney hieß es am vergangenen Dienstag in den USA. Doch nicht nur dort, sondern auch in der Passauer Lemon Lounge wurde die Wahl zelebriert als ginge es ums eigene Land. Als Obama-Fan, USA-Fan, Politik-Fan oder einfach Event-Fan durfte man die Wahlparty, die den Auftakt zu den diesjährigen Medientagen darstellte, nicht verpassen.

    Wegen den über 600 Zusagen auf Facebook, dachten sich sicher die meisten: „Lieber ein wenig früher vorbeischauen, vielleicht gibt’s ja ne Schlange“. Die gab es auch, und war um 21 Uhr schon meterlang. Spätestens hier starb in den meisten die Hoffnung auf einen der begehrten 150 Obama- oder Romney-Buttons. Um 22 Uhr war die Lemon Lounge dann voll, aber draußen standen immer noch einige, mittlerweile ziemlich genervte Studenten an, die irgendwann entweder ganz aufgaben oder es später noch mal versuchten. Wer Glück oder Beziehungen hatte und noch rein gekommen war, sah sich aber vor dem nächsten Problem: zu viele Menschen auf zu engem Raum und keine passende Atmosphäre um eine geplante Moderation durchzuführen.

    Die Veranstalter hatten mit dem großen Andrang einfach nicht gerechnet. „Wir waren natürlich freudig überrascht, dass so viele Leute gekommen waren. Aber es tat uns einfach so leid, dass wir so viele nicht mehr rein lassen konnten“, meinte Alicia Utz, die Hauptorganisatorin der Wahlparty. Den Hype um die Wahlparty erklärte sie sich einerseits mit der guten Promotion und andererseits mit dem spannenden Kampf zwischen Obama und Romney. „Der USA Wahlkampf passt perfekt zum Thema der diesjährigen Medientage und für uns ist es einfach interessant zu verfolgen, ob Obamas aufwändige Kampagne erfolgreich sein wird“, so Alicia Utz. Die  Organisatoren hatten sich viel einfallen lassen: zwei Moderatoren führten zusammen mit den Professoren Gellner (Politikwissenschaft) und Fitz (Amerikanistik) und dem Englisch Dozenten Scott Foley durch den Abend. Dazu wurden immer wieder Umfrage-Videos zu Themen des Wahlkampfes eingespielt und sogar Live-Schaltungen per Skype durchgeführt: Nach Washington zum Passauer Studenten Torben Hennings, der in seinem Auslandssemester auch bei der Obama-Kampagne mithalf, und zu Klaus Kastan, dem Washington-Korrespondenten des Bayerischen Rundfunks.

    Theoretisch ein super Programm, doch praktisch stellte sich der Geräuschpegel und das Gedränge als großes Problem dar. Aber nach und nach spürbar angenehmer. Dann klappte es auch besser mit der Akustik. Ab ein Uhr konnte man dann auf CNN die ersten wichtigen Auszählungen mit verfolgen: Virginia, dann Ohio und kurze Zeit später Florida. Die Ergebnisse waren alle sehr knapp, doch sah es in den wahlentscheidenden „Battleground States“ immer etwas besser für Obama aus. Diese erste Gewissheit schien den meisten Gästen schon die Spannung zu nehmen, denn nach zwei Uhr leerte sich die Lemon Lounge plötzlich immer mehr. Die Verbleibenden verfolgten nun den restlichen Abend die Berichterstattung auf CNN, denn die offizielle Moderation war um circa drei Uhr zu Ende.

    Um halb vier dann plötzlich große Aufregung, nervöses Handy-Getippe und Getuschel. Ottfried Fischer und Begleitung hatten sich auf die Party verirrt, tranken ein Glas Wein und unterhielten sich ein wenig mit den perplexen Studenten. Ein überraschender und durchaus prominenter Partygast, dessen Auftauchen man im Nachhinein immer noch schlecht einordnen kann, aber zumindest für eine nette Anekdote reicht. Nachdem die Prominenz sich wieder auf den Weg machte, schien sich auch die Wahlparty endgültig aufzulösen. Die wenigen Hartgesottenen wurden nach vier Uhr durch dezentes Licht-Einschalten und Aufräumarbeiten der Barkeeper nach und nach zum Gehen gedrängt. Erst um circa halb sechs Uhr morgens stand dann auch das eindeutige Wahlergebnis fest, und alle Obama-Fans, die zu Hause die Berichterstattung weiterverfolgt hatten, konnten sich freuen. Ein erfolgreicher Abend für die Demokraten, aber auch für das Wahlparty-Team, die mit viel Aufwand eine interessante und sehr begehrte Veranstaltung auf die Beine gestellt hatten.

    Ich packe meinen Koffer und nehme mit…“

    Date: Juli 10, 2012Author: adminCategories: Kultur(Banause)Comments: Leave a reply

    hieß es wieder mal für unsere Reiserporerin Julia, als sie kurzerhand Passau für dreieinhalb Tage gegen die Stadt der Liebe, Paris, eintauschte.

    Jeder fährt mit anderen Ideen im Kopf nach Paris und auch Vorurteile sind oft mit im Gepäck: Franzosen essen nur Schnecken und Baguette, es gibt nur Designershops, in denen man zum Preis eines Kleinwagens eine Handtasche von Luis Vuitton erstehen kann und die Kellner sind kleine Teufel, ausgestattet mit weißen Schürzen. Tatsächlich aber hat Paris so viel mehr zu bieten als diese Klischees, denn in einer Stadt mit rund zehn Millionen Einwohnern in ihren 20 Arrondissements (Bezirke) eröffnen sich immer neue Bilder und sei die Reise noch so kurz – wie bei mir dreieinhalb Tage.

    Die fünf Klassiker  – Eiffel Turm, Louvre, Champs Elysée, Arc de Triomphe und Notre Dame werden natürlich kulturbewusst „abgearbeitet“. Die wahren Schönheiten von Paris finden sich jedoch eher abseits: Sei es die Freude, dass für  Studenten bis 25 Jahren überall der Eintritt frei ist, das Verweilen in einem Café, um einfach nur die Leute zu beobachten, das Nachtleben oder mitten im Park zu sitzen und die grüne Seite von Paris zu genießen. Da wären außerdem die sagenhaft schönen Museen, denn der Louvre ist zwar bedeutend, aber diese alten Schinken sind vor allem eins: Alt. Das jüngste und angesagteste Museum ist das Centre Georges Pompidou unweit der Notre Dame, welches als Gebäude allein schon Kunst genug ist.

    Auch wunderschön aber so gar nicht hektisch ist der pompöse Friedhof Pére Lachaise. Eine Oase der Stille und ein wahrhaft phantastisches Labyrinth eröffnet sich im Land der Toten mit seinen Grabkapellen, aus Baumkronen geformten Gewölben, Seitenalleen und hausgroßen Grabstätten. Vampirismus, Totenkult, schwarze Messen und Prostitution soll es an diesem außergewöhnlichem Ort geben und die Suche nach den Gräbern von Jim Morrison, Oscar Wilde und Frederic Chopin gestaltet sich weitaus schwieriger als gedacht ….

    Und das ganze begleitet von einem Schauer über dem Rücken, denn auf 40ha ist man nahezu immer allein unterwegs.

    Um der mystischen Seite ein buntes Kontrastprogramm zu setzen, geht es jetzt mit der Metro ins verruchte Viertel des Moulin Rouge, nach Montmatre:

    Im Multikultiviertel der Stadt ist Paris noch das Dorf ihrer Anfänge: Kleine Läden, jeder kennt jeden und auf dem Weg den Berg hinauf zur Sacre Coeur findet sich nicht ein Souvenirgeschäft – herrlich!

    Vor der Sacre Coeur lässt es sich prima pausieren und auf die Stadt blicken, um den nächsten Schritt zu planen.

    Gesagt getan und so verbringen wir den letzten Nachmittag auf der Rive Gauche in den Künstlervierteln Quartier Latin und Saint Germain de Pre beim Schlendern vorbei an winzigen Galerien, kreativen und geschichtsträchtigen Cafés wie dem Café de Flore und genießen Flan und Quiche.

    Der Bus wartet schon und nach fast dreieinhalb Tagen Kurzurlaub ist jedes Adjektiv bestätigt und jeder jetzt schon ein bisschen Pariser – zumindest fühlt es sich so an. Diese so abwechslungsreiche Stadt beeindruckt schlichtweg und so stört der Kellner schon nach ein paar Tagen nicht mehr. Und wer weiß,  beim nächsten Mal teste ich vielleicht auch eine escargot?

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